Einen Erkundungsort entschlüsseln
Sie haben Lust, mit anderen eine Kirche zu erkunden? Vielleicht mit Ihrer Kindergartengruppe, einer Schulklasse oder Gemeindegruppe? Es gibt viele gute Gründe dies zu tun. Es gibt ebenfalls viele gute Gründe, die Erkundung vor Ort zu machen, also nicht erst in eine andere Stadt zu fahren, um einen besonders imposanten Bau zu besichtigen. Dafür ist es notwendig, erst einmal selbst einen Zugang zur Kirche vor Ort zu bekommen. Also ganz praktisch hinein zu gehen und dann die einzelnen vorfindbaren Elemente auf ihre Aussagen hin zu befragen. Das verschafft Sicherheit und Vertrauen in den Ort. Damit dies gelingen kann, geben wir Ihnen an dieser Schnelle eine Kurzübersicht für das Entschlüsseln eines Kirchenbaus.
Kirchen sind
- identitätsstiftend: die Kirche gehört zu dem Ort, wo ich zu Hause bin
- kulturelle, geschichtliche Zeugnisse
- so schön eigentümlich anders – geheimnisvoll
- spirituelle Orte, die der Sehnsucht und Transzendenzerfahrungen einen Raum geben
- Schnittpunkte zwischen Himmel und Erde
- Stein gewordene Zeugnisse des christlichen Glaubens
- übersetzungswürdig in ihrer besonderen Sprache
- „Architektur Gottes“ auf Erden, geben Einblick in „himmlische Baupläne“
- Orte, die gemeinsame Gottesbegegnung ermöglichen wollen in Gottesdienst und Gebet
Baustile von Kirchen
Folgende Darstellung ist stark komprimiert nach Goecke-Seischab/ Margarete Luise/ Harz, Frieder. Der Kirchenatlas. Räume entdecken. Stile erkennen. Symbole und Bilder verstehen. München 2008. S. 16 ff
Baustile von Kirchenbauten zeigen etwas von der Kulturgeschichte und von theologischen Einstellungen der jeweiligen Zeit
Vor- und frühromanische Kirchen (5. – 10. Jahrhundert) – Typisch: massive festungsartige Mauern, Apsis, kleine Rundbogenfenster, niedrige Eingänge, entsprechend einer römischen Basilika (Empfangshalle des Königs), kreuzförmiger Grundriss
⇒ Glaubensaussage – große Gemeinschaft in der frühen Christenheit, Bekenntnis: Unser Kyrios – Herr – ist Christus
Romanische Kirchen (11. – 13. Jahrhundert) – Typisch: dicke Mauern, kleine Fenster, Rundbogen, wenig Verzierung –
⇒ Glaubensaussagen: Gott vorstellen wie eine Burg, bergend; Zuflucht und Schutz suchen
Gotische Kirchen (12. – 15. Jahrhundert) – Typisch: filigran emporstrebende Mauern, größere Maßwerk-Fenster mit Spitzbogen, bunte Glasfenster, filigrane Verzierungen, Mauern werden oft außen durch ein Strebewerk gestützt, Kreuzrippengewölbe –
⇒ Glaubensaussage – Emporstreben zu Gott, Licht suchen
Kirchen in der Renaissance ( 16. – 17. Jahrhundert) – Typisch: Eingangsfront breit und waagerecht gegliedert, klare geometrische Formen, große Heiligenfiguren an der Eingangsfront, über den Portalen oder Fenstern dreieckige oder halbrunde Segmentgiebel
Kirchen im Barock (17.-18. Jahrhundert) – Typisch: geschwungene Turmhaube, große unbemalte Sprossenfenster, reich verzierte geschwungene Fassade, ovale Fenster
⇒ Glaubensaussage – das Schönste und Beste für Gott, himmlischer Festsaal, Blick in den Himmel
Kirchen im 19. Jahrhundert (Kirchen des Klassiszismus, neoromanische, neogotische Kirchen, Kirchen der Neurenaissance, neubarocke Kirchen, Jugendstilkirchen) imitieren oft längst vergangene Baustile
Kirchen im 20. Jahrhundert – Typisch: eigene individuelle Stile –
⇒ Glaubensaussagen z. B. bergendes Zeltdach
Raumanordnug
… und Ausrichtung enthalten theologische Aussagen. Der kreuzförmige Grundriss einer Kirche weist auf Christus als tragenden Grund hin, wie ein Christuskorpus mit geneigtem Haupt. Der Chorraum symbolisiert das Haupt Christi. Chorraum ist das Wichtigste, wurde zuerst gebaut. Dort konnte schon vollständig Gottesdienst gefeiert werden, wenn die Kirche noch nicht fertig gebaut war. Dort befinden sich Altar und Kreuz, dort wird das Abendmahl/ Eucharistie gefeiert, dort ist der Ort für Gebete und Lesungen. Auf den Chor richtet sich die ganze Kirche aus.
Westen: von dort droht Dunkelheit und Gefahr, Eingangsportal im Westen, symbolisiert den Weg von der Dunkelheit ins Licht.
Osten: Ort der aufgehenden Sonne und des Lichts, die meisten Kirchen sind nach Osten, zum Licht hin ausgerichtet, Jesus sagt von sich „Ich bin das Licht der Welt“.
Inventar
Altar
Kanzel
Taufbecken
Lesepult/ Ambo
Orgel
Säulen
Technische Lösung: Image hotspot. Welche Kirche????